Carsten Schnepf, besser bekannt als VELOCIRAPTOR, hat sich eine ganz eigene Challenge gesetzt: alle 9 Checkpoints des Alpenbrevet Extended an einem Stück zu fahren. Seine persönliche Bezeichnung dafür: die „Rhodium-Runde“ – „alle Neune“.
Das Alpenbrevet Extended bietet von Mai bis Oktober die Möglichkeit, auf eigene Faust bis zu sieben legendäre Alpenpässe rund um Andermatt zu bewältigen – alleine oder mit Freunden, im eigenen Tempo. Neu in 2025: Zwei exklusive Bonus-Badges für die Große Scheidegg und den Lai da Curnera.
Start um 06:00 Uhr in Gletsch, bei frischen 6 Grad am Fuß des Grimselpasses. Von Süden her eignet er sich immer herrlich zum „Einfahren“. Weiter ging es über die Große Scheidegg, Innertkirchen und den Sustenpass. Die Passage von Wassen nach Andermatt bleibt für mich ein Trauma: viel Verkehr, trotz Radweg, und dazu diese steilen Rampen. Danach warteten der Oberalppass und der Abstecher zum Lai da Curnera – ein wunderschöner Bonus.
In Disentis zeigte das Thermometer bereits 28 Grad, als ich zum Lukmanier hochfuhr. Dort war es nach 20:00 Uhr, die Nacht brach herein. Die lange Abfahrt nach Biasca mit dem scheinbar endlosen Ziehstück zurück nach Airolo kannte ich schon von der Gold-Runde im letzten Jahr. Doch diesmal wollte ich ein hartnäckiges Gerücht aus dem Quäldich-Forum persönlich überprüfen: Den direkten Weg vom Lukmanier nach Airolo über den Passo dell’Uomo. Mit dem Rennrad angeblich nicht machbar.
Der Wirt vom Hospiz, Ortskundiger, schüttelte nur den Kopf, erklärte mich für verrückt – und spendierte mir als „Henkersmahlzeit“ einen doppelten Espresso. Tatsächlich erwiesen sich 8 der insgesamt 26 Kilometer als echtes Abenteuer: Schieben oder Tragen des Bikes. Der Rest war gut fahrbarer Schotter, zum Ende hin sogar geteert. Fazit: machbar, aber keine Zeitersparnis – dafür ein echtes Abenteuer.
Um 04:00 Uhr rollte ich die Tremola by night hinauf – ein ganz besonderes Erlebnis. Am Fuß des Furkapasses wurde es gegen 06:00 langsam heller, nur 1 Grad am Start, oben schon wieder 8. Mit der Kälte kam auch die Müdigkeit. Der Gedanke: „Tu ich mir den Nufenen noch an – oder lass ich es gut sein?“ Die Gedanken schweiften hin und her.
Zurück am Auto in Gletsch strahlte bereits die Sonne. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren Energie und Wille zurück. Also: Attacke Nufenenpass! Schon am Beginn traf ich eine Gruppe deutscher und österreichischer (Para-)Sportler, die mit Skirollern und Rollschlitten trainierten. Gemeinsam kämpften wir uns bis ganz nach oben.
Am Ende standen 295 km und 10.000 hm auf dem Tacho – statt der 370 km und 10.700 hm der Lukmanier/Airolo-Variante außen herum. Alles in unter 23 Stunden Fahrzeit (insgesamt fast 30 Stunden unterwegs).
Ride. Eat. Drink. Repeat!